17. Oktober 2023 k.A. "Arbeit, lebensnah: Käthe Leichter & Marie Jahoda"

Aufführung des portraittheater Wien zu zwei Wegbereiterinnen der Arbeitsforschung

Information

Veranstaltungsort

Kunsthaus "sans titre"
Französische Str. 18
14467 Potsdam

Zeit

17.10.2023, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Parteien- / Bewegungsgeschichte, Arbeit / Gewerkschaften, Geschlechterverhältnisse, Soziale Bewegungen / Organisierung, Gesellschaftstheorie, Kapitalismusanalyse, Kunst / Performance

Zugeordnete Dateien

"Arbeit, lebensnah: Käthe Leichter & Marie Jahoda"

Szenenfoto: Anita Zieher (als Käthe Leichter) und Brigitta Waschnig (als Marie Jahoda)
[Foto: Barbara Palffy]


Käthe Leichter (1895 – 1942) und Marie Jahoda (1907 – 2001) waren Pionierinnen der sozialwissenschaftlichen Forschung in Österreich. Bekannt wurde Käthe Leichter als erste Leiterin des Frauenreferats der Arbeiterkammer Wien mit Untersuchungen über Arbeitsbedingungen für Frauen. Marie Jahoda hat vor allem als Autorin der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ weltweit Bekanntheit erreicht und sich auch im Exil mit lebensnahen Fragen rund um Arbeit beschäftigt.

Käthe Leichter und Marie Jahoda begegneten sich auch persönlich, durch die eng beieinander liegende Forschungsarbeit und durch ihr politisches Engagement. Es gibt viele Parallelen, aber auch Unterschiede in ihrem Leben. Beide wurden in Wien geboren und sind hier aufgewachsen, beiden wurde durch das bürgerliche Elternhaus eine gute Ausbildung zuteil. In einer Zeit, in der Frauen der Zugang zur Universität noch erschwert wurde, begannen sie ein Studium in Wien. Beide heirateten und hatten Kinder. Beruflich entschieden sie sich für die Wissenschaft: Käthe Leichter arbeitete im Rahmen der Arbeiterkammer Wien, Marie Jahoda in Forschungsteams und an verschiedenen Universitäten in Großbritannien und in den USA.

Der größte Unterschied in den beiden Lebensläufen ist durch die Zeit des Faschismus geprägt: Während Marie Jahoda es 1937 knapp gelang, ins Ausland zu gehen, wurde Käthe Leichter 1938 verhaftet, ins KZ gebracht und ermordet. Marie Jahoda konnte ihre sozialwissenschaftlichen Studien im Exil weiterführen und zu einer international anerkannten Wissenschaftlerin werden.

Trotz ihrer hervorragenden Pionierleistungen sind diese Vorreiterinnen aus Wien in der breiten Öffentlichkeit noch wenig bekannt. Ihre Lebenserinnerungen und wichtige Erkenntnisse ihrer Arbeiten stehen im Zentrum des neuen Theaterstücks „Arbeit, lebensnah – Käthe Leichter und Marie Jahoda“ von portraittheater.

In dem packenden 95-minütigem Stück präsentieren Anita Zieher und Brigitta Waschnig in der Regie von Sandra Schüddekopf zwei Frauen vor dem Hintergrund einer politisch bewegten Zeit.

Nach erfolgreichen Aufführungen in Österreich, Belgien, Rumänien und dem USA ist diese Produktion nun auch in Potsdam zu sehen.


Der Eintritt ist frei.

Über eine Anmeldung im Vorfeld freuen wir uns, aber auch Kurzentschlossene sind herzlich willkommen:

  • E-Mail: info@bbg-rls.de
  • Telefon: 0331 817 04 32 (ggf. bitte mehrmals probieren)


Eine Koproduktion von portraittheater Wien, AK Oberösterreich und Theater Drachengasse

  • Schauspiel: Brigitta Waschnig und Anita Zieher
  • Regie: Sandra Schüddekopf
  • Text: Sandra Schüddekopf und Anita Zieher mit Originalzitaten von Käthe Leichter und Marie Jahoda
  • Bühnenbild: Eva-Marie Schwenkel
  • Kostüm: Cinzia Cioffi und Marlene Auer
  • Musik: Rupert Derschmidt

Die Aufführung in Potsdam wird gemeinsam organisiert vom Gesprächskreis "Geschichte für die Zukunft" der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg und dem Deutschen Gewerkschaftsbund Region Westbrandenburg


Der Wiener Verein portraittheater hat sich seit 2006 darauf spezialisiert, historische Frauen, die einen bedeutenden Beitrag für die Gesellschaft geleistet haben, einem breiteren Publikum durch Theaterstücke vorzustellen. Seit der Gründung wurden bereits zwölf Theaterproduktionen auf die Bühne gebracht (z. B. über Hannah Arendt, Bertha von Suttner, Rosa Luxemburg, Marie Curie, Lise Meitner, Hedy Lamarr, Emmy Noether). Die Stücke wurden mit großem Erfolg in Österreich sowie auf Gastspielreisen weltweit (z. B. in Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Iran, Polen, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Tunesien, Ukraine, Ungarn und in den USA) gespielt.

In Potsdam war das portraittheater im Januar 2019 mit der Inszenierung "Geheimsache Rosa" zu Gast.

Zur Internetseite des portraittheater ...


  • Käthe Leichter (1895 – 1942)
    war eine der ersten Frauen, die in Österreich Staatswissenschaften studierte und schließlich den Doktorratsabschluss in Deutschland erlangte. Ab 1925 baute sie das Frauenreferat der Arbeiterkammer Wien auf und beleuchtete in Studien die Situation von Arbeiterinnen, Hausgehilfinnen und Heimarbeiterinnen. Sie ließ Arbeiterinnen in Zeitungskolumnen und Radiosendungen selbst zu Wort kommen und engagierte sich in der Gewerkschaft für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung. Sie gilt heute als Pionierin der Frauenforschung. Ab 1934 war sie so wie Marie Jahoda politisch im Untergrund aktiv. 1938 wollte sie ihrem Mann und den Kindern noch ins Ausland folgen, wurde jedoch aufgrund ihrer jüdischen Herkunft und der Arbeit für die Sozialdemokratische Partei von der Gestapo verhaftet. Sie kam ins KZ Ravensbrück und wurde im März 1942 in der Versuchsanstalt Bernburg an der Saale ermordet.
  • Marie Jahoda (1907 – 2001)
    wuchs so wie Käthe Leichter in Wien auf und schrieb ihre Dissertation bei Charlotte Bühler. Sie wurde weltweit durch die Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ bekannt, die sie gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann Paul Lazarsfeld und einem sozialwissenschaftlichen Team durchführte. Dabei wurden die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die Menschen mit neuen Methoden untersucht. Die Studie gilt als eine der wichtigsten Grundlagen der Sozialwissenschaft. Jahoda arbeitete ebenfalls im Untergrund, wurde 1936 inhaftiert, kam jedoch aufgrund internationaler Interventionen 1937 frei und emigrierte nach England. 1945 ging sie in die USA und wurde 1949 Professorin für Psychologie an der New York University. 1962 kehrte sie nach Großbritannien zurück und erhielt in Sussex eine Professur für Sozialpsychologie. Neben dem Thema Arbeit beschäftigte sie sich in zahlreichen Studien u. a. mit Vorurteilsforschung, Antisemitismus und Mental Health


  • Anita Zieher (Käthe Leichter)
    geboren in Salzburg, lebt in Wien, studierte Politikwissenschaft und Publizistik in Salzburg, Schauspielausbildung in Wien. Gründete 2006 portraittheater und fungiert seither als Obfrau und Produktionsleiterin. Sie spielte u. a. Hannah Arendt, Bertha von Suttner, Marie Curie, Lise Meitner, Hedy Lamarr, Rosa Luxemburg, Emmy Noether und Käthe Leichter in den Produktionen von portraittheater. Zahlreiche Gastspiele in Österreich (u. a. Theater Drachengasse, TAG - Theater an der Gumpendorfer Straße, Theater Akzent,) sowie Auslandstourneen, Auftritte und Preise als Improtheaterspielerin und -kabarettistin (Theatre Works, Zieher & Leeb).
    www.anitazieher.at
  • Brigitta Waschnig (Marie Jahoda)
    geboren in Villach, lebt in Oberösterreich. Studium am Lee Strasberg Theatre Institute New York und an der Schauspielschule Krauss Wien. Seit 1993 freie Schauspielerin mit Engagements u. a. am Landestheater Linz, Theater Phönix Linz, Theater Überzwerg Saarbrücken, Theater für Vorarlberg, Theater Drachengasse, Theater der Jugend, beim Steirischen Herbst. Seit 2011 ist sie im künstlerischen Leitungsteam des Theaters in der Kulturfabrik Helfenberg. Sie arbeitet auch als Regisseurin und erhielt 2011 für die Produktion "Linz. Heimat“ (Theater Phönix) den Interkulturpreis. Zahlreiche Auftritte als Improtheaterspielerin und CliniClownin.
  • Sandra Schüddekopf (Regie)
    geboren in Hannover, lebt in Wien, 2001 bis 2005 Regieassistentin am Burgtheater, seit 2005 freie Regisseurin mit zahlreichen Projekten in Österreich und Deutschland, Regiepreis des Staatstheaters Mainz, Künstlerische Leiterin des renommierten Retzhofer Dramapreises. Seit 2013 Regie bei Produktionen von portraittheater. Regelmäßig Inszenierungen am Theater Drachengasse in Wien.

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Telefon: +49 331 8170432