Die Konferenz Lebendiges Denken: Marx als Anreger, die unter diesem Thema Marxsches Denken auf seine Aktualität hin befragt, soll den Zugang zu den aktuellen Diskussionskreisen öffnen, insbesondere an den Universitäten und Hochschulen.
In der Wissenschaft ist es alles andere als selbstverständlich, wenn man mit dem Anspruch auftritt, bei der Formulierung, Bearbeitung und Lösung von Problemen des 21. Jahrhunderts unmittelbar an Gedanken eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts anknüpfen zu können. Um einen zeitgemäßen Zugang zu Marx zu gewinnen (oder besser: um ihn uns zu erarbeiten), müssen wir uns zu allererst von dem Schein der Selbstverständlichkeit verabschieden, mit der seine aktuelle Relevanz lange behauptet wurde.
Unter der Überschrift Lebendiges Denken: Marx als Anreger wollen wir Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart diskutieren, in denen mit Marx keine intellektuelle Heldenverehrung (Klassikerkult) betrieben wurde, sondern die Beschäftigung mit seinem Werk zum Ausgangspunkt für die Bildung und Ausarbeitung neuartiger Hypothesen und Forschungsansätze in Natur- und Geisteswissenschaften geworden ist.
Hier sind im Prinzip zwei konträre Richtungen der intellektuellen Berührung mit Marx möglich: die positive Anknüpfung, die zum weiteren Ausbau von bei Marx angelegte Ideen geführt hat oder führt; und die kritische Distanzierung, bei der die Auseinandersetzung mit Marxschen Ideen alternative Denkansätze hervorbringt. Beide Richtungen können kreativ und wissenschaftlich produktiv sein. Beiträge, die diesem Anspruch genügen, können sowohl historische Entwicklungen als auch aktuelle Diskussionen behandeln.
Die permanente Tendenz des Kapitals, immer neue Sphären von Natur und Kultur in Kapital zu transformieren, macht auch vor der Wissenschaft nicht halt. Daher soll neben der Rezeption des Marxschen Werkes in der wissenschaftlichen Forschung auch Marx’ Auffassung der Wissenschaft selbst sowie eine marxistische Analyse des aktuellen Wissenschaftsbetriebs Gegenstand unserer Konferenz werden.