11. November 2023 Tagung/Konferenz Was tun mit KI: Sozialismus aus dem Rechner oder Techno-Dystopie?

Einladung zur Debatte im freiland Potsdam

Information

Veranstaltungsort

Café hausZwei im freiLand Potsdam
Friedrich-Engels-Str. 22
14473 Potsdam

Zeit

11.11.2023, 13:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Arbeit / Gewerkschaften, Demokratischer Sozialismus, Gesellschaftstheorie, Kapitalismusanalyse, Wirtschafts- / Sozialpolitik, Digitalisierung und Demokratie

Zugeordnete Dateien

Was tun mit KI: Sozialismus aus dem Rechner oder Techno-Dystopie?

Kooperation mit Libertalia e.V.


Genoss*in ChatGPT?

Nimmt KI dir den Job weg?
Ersetzt KI Kunst- und Kulturschaffende?
Ist KI eine Bedrohung oder eine Chance für uns?

Die Debatte um Schlagworte wie neuronale Netze, maschinelles Lernen und die Verarbeitung menschlicher Sprache durch Maschinen kann verwirrend sein.

Wir wollen einen Samstag lang die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz in unserer Kultur, am Arbeitsplatz, in Bildungseinrichtungen und in unserer Gesellschaft kritisch beleuchten.

Der Fokus liegt dabei auf den Themen:

  • Veränderung von Arbeit und Kultur
  • Digitale Planwirtschaft und Data Science
  • Technologische Utopien und Dystopien


PROGRAMM
(Stand: 8.11.2023, Änderungen sind möglich)

  •  13:00 - 13:15 Uhr 
    Ankommen (Kaffee und Snacks)
  • 13:15 - 13:30 Uhr
    Veranstaltungseröffnung durch das Organisationsteam
  • 13:30 - 14:00 Uhr
    Alexander Brentler: Einführung in die künstliche Intelligenz
    Seit Jahrhunderten träumen wir von ihr, seit Jahrzehnten arbeiten wir an ihr. Doch was wir mit dem Begriff „künstliche Intelligenz“ überhaupt meinen, war nie ganz klar. Doch unsere Erwartungen und Hoffnungen an diese Technologie haben sich immer wieder gewandelt, wie ein kurzer Blick auf die Grundlagen und Geschichte der künstlichen Intelligenz zeigt.
  • 14:00 - 14:15 Uhr
    Pause und Austausch über Einführung
  • 14:15 - 15:00 Uhr
    Barbara Eder: Das Denken der Maschine
    Die Soziologin, Philosophin und Informationstechnologin analysiert in ihrem Buch „Das Denken der Maschine: Marx, Mumford, Simondon" den Vormarsch der Maschinen und mit ihnen das Versprechen auf ein finales Heraustreten aus dem Produktionsprozess.
    Trotz utopischer Potenziale: Die Apparate neuester Bauart schenken uns bislang keine freie Minute - auch wenn ihre enorme Produktivität zur Freisetzung eines schier unvorstellbaren Ausmaßes an freier und sozialer Zeit führen müsste. Die entstehenden Megamaschinen synchronisieren das menschliche Zusammenleben in mechanischen Rhythmen und etablieren zugleich eine hierarchisch gegliederte Sozialpyramide. Die Entfremdung gegenüber der Megamaschine ist einerseits ökonomisch bedingt - weit entfernt von einer herrschaftsfreien Gesellschaft saugt sie die letzten Ressourcen lebendiger Arbeit restlos auf -, andererseits resultiert sie aus einer strikten Trennung zwischen Anwender*innen und Konstrukteur*innen - zwischen jenen, die wissen, was im Inneren der Megamaschine vor sich geht, und jenen, die darin gnadenlos vernutzt werden.
    Die produktiven Vermögen der Maschinerie geraten dabei ebenso aus dem Blick wie die Versuche, sie sich anzueignen und Verantwortung für sie zu übernehmen. Barbara Eder knüpft mit ihrem Buch an frühere Versuche dieser Art an.
    Link zum Buch mit Leseprobe: https://www.mandelbaum.at/buecher/barbara-eder/das-denken-der-maschine/
  • 15:00 - 15:15 Uhr
    Pause (Kaffee & Kuchen)
  • 15:15 - 16:00 Uhr
    Alexander Brentler: KI löst Probleme, die wir nicht haben
    Modelle wie ChatGPT werden zu weiterer Arbeitsverdichtung führen und uns kulturell verarmen lassen. Doch eine ökonomische Revolution ist von ihnen nicht zu erwarten. Ein kritischer Blick auf die Versprechen der künstlichen Intelligenz im Kontext gesellschaftlicher Transformationsprozesse zeigt, dass in dieser Technologie nur wenig emanzipatorisches Potential steckt.
  • 16:00 - 16:45 Uhr
    Marlen van den Ecker: Gehirne bleiben relevant
    Der Vortrag will zwei Schwerpunkte setzen: Zum einen sollen verschiedene Formen und Anwendungen künstlicher Intelligenz erklärt werden, um Large-Language Models (LLMs) wie ChatGPT als konkrete Anwendung einordnen zu können. Es geht also darum, ChatGPT – als ein Beispiel von GPTs – als Unterform von LLMs zu begreifen, die wiederum ein spezieller Typ maschinellen Lernens (ML) sind, welche ihrerseits eine Form der sogenannten generativen KI (GenAI) sind. Dabei soll außerdem zum Ausdruck kommen, dass andere selbstlernende KIs für ein sozialistisches Projekt deutlich größere Potenziale aufweisen.
    Der andere Schwerpunkt soll auf konkreten Problemen um und mit ChatGPT liegen: Energieverbrauch, Wirtschaftlichkeit, bildungspolitische Probleme, urheberrechtliche Probleme beim Einlesen von Daten sind hier von Belang.
  • 16:45 - 17:00 Uhr
    Pause und Fragen für Podiumsdiskussion sammeln
  • 17:00 - 17:45 Uhr
    Jan Philipp Dapprich: Cybersozialismus und die Wirtschaftsrechnungsdebatte
    Die zentralen Themenfelder seiner Forschung sind Wirtschaftsplanung, Sozialismus, kritischer Republikanismus, Verteilungsgerechtigkeit, Klimawandel, Geld, Eigentumsrechte und Entfremdung. Auf der Konferenz wird er zum Thema "Cybersozialismus und die Wirtschaftsrechnungsdebatte" referieren.
    Der Cybersozialismus setzt auf technologische Lösungen zur Planung einer sozialistischen Wirtschaft. Doch lässt sich die Wirtschaftsrechnungsdebatte dadurch eindeutig für die sozialistische Seite entscheiden? In dem Vortrag wird er darlegen, dass cybersozialistische Modelle die Bedingungen der Debatte deutlich verschieben. Dennoch bleiben noch viele offene Fragen, auf die der Cybersozialismus Antworten finden muss.
  • 17:45 - 18:30 Uhr
    Timo Daum: Künstliche Intelligenz als vorerst letzte Maschine des Kapitals
    KI-Technologien sind zum Produktionsmittel einer großen kognitiven Industrie gereift, deren Kernaktivität Datenextraktion und Informationsgenerierung ist. Ihre Besitzer und Betreiber sind in erster Linie die Digitalkonzerne, sie verfügen über die Ressourcen – Daten und Infrastrukturen – um diese gewaltigen Maschinen gewinnbringend zu betreiben.
    Den KI-Unternehmen gelingt es so, das akkumulierte Wissen der Welt für sich zu nutzen, zu privatisieren und in die Form proprietärer Dienste und Anwendungen zu gießen. Man könnte dieses Phänomen als Indienstnahme des General Intellect – also des Wissens der Welt als Produktivkraft – durch das Kapital bezeichnen.
  • 18:30 - 19:00 Uhr
    Pause (Suppe & Brot) und Videogrußbotschaften
  • 19:00 - 21:00 Uhr
    Podiumsdiskussion mit allen Teilnehmenden und Fragen aus dem Publikum


Die Debatte rund um Schlagworte wie neuronale Netze, maschinelles Lernen und Sprachverarbeitung durch Maschinen kann verwirrend sein. Unsere Veranstaltung zielt daher darauf ab, ein Podium zu bieten, das es ermöglicht, die zunehmende Bedeutung der künstlichen Intelligenz in unserer Kultur, an unseren Arbeitsplätzen und innerhalb unserer Gesellschaft gesellschaftskritisch zu beleuchten. Unser Fokus liegt dabei auf Themen, die zentral für die Gestaltung einer gerechteren und sozialeren Zukunft sind und die unseren Teilnehmenden dabei helfen sollen, einen tieferen Einblick in dieses facettenreiche Themenfeld zu gewinnen.

Ein zentraler Punkt unserer Veranstaltung soll die Diskussion über die potenzielle Anwendbarkeit von KI-Modellen in der Wirtschaftsplanung und auf die Vorausberechnung der gesellschaftlichen Produktion werden. Wir erkennen an, dass demokratische Mitbestimmung im Produktionsprozess und die Planung auf makro- und mikroökonomischer Ebene weit über das Feld der Informationstechnologie hinausgehen. Dennoch sind wir der Meinung, dass die Möglichkeit einer künstlichen Intelligenz zur Simulation von Marktmechanismen und zur Bestimmung rationaler Produktionsentscheidungen eine gründliche und kritische Analyse verdient.

Darüber hinaus möchten wir die tiefergehenden moralischen und rechtlichen Fragen diskutieren, die sich aus der Anwendung von KI in sensiblen Bereichen wie automatisierten Waffensystemen und Überwachung ergeben. Hierbei geht es unter anderem um den Schutz der Privatsphäre, die Risiken von Überwachungsstaatlichkeit und die ethischen Bedenken rund um autonome Waffensysteme.

 

Standort

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg

Telefon: +49 331 8170432