BAUHAUS. SHANGHAI. STALINALLEE. HA-NEU - Der Lebensweg des Architekten Richard Paulick 1903-1979

Ein Projekt der Hermann-Henselmann-Stiftung - realisiert in Schwedt/Oder in Kooperation mit der Stadt Schwedt/Oder und den Uckermärkischen Bühnen Schwedt (ubs). Das Begleitprogramm wird von der RLS Brandenburg mitveranstaltet.

 

Die Ausstellung

Faltblatt zur Ausstellung als PDF-Datei


Erst mit der Moderne tritt der immanente Widerspruch von Avantgarde und Tradition zutage. Der Lebensweg des Architekten Richard Paulick folgt der Sinuskurve des 20. Jahrhunderts: zwischen dem Bauhaus auf dem einen Pol hin zum Bauen in nationalen Traditionen an der Stalinallee als entgegengesetztem Pol und zurück zur erneuten Hinwendung zur Moderne im industriellen Bauwesen der DDR. Diese Schwingung hatte eine Periodendauer von etwa 30 Jahren.

Das Bauhaus-Jubiläum 2019 bot uns den Anlass, hier erstmals in Form einer Ausstellung und auf der Grundlage eigener Nachforschungen die Arbeitsbiographie Paulicks zusammenhängend nachzuzeichnen. Im selben Moment, da man das Bauhaus Anfang der 1950er Jahre in der DDR als «formalistisch» und «kosmopolitisch» verdammte, wurde ein Bauhäusler «Leiter des Aufbaustabs der Stalinallee»! Dabei hatte sich Paulick anfangs gegen die historistische Wende im Bauwesen der DDR gewehrt. Ist sein Anteil beim Bau des ersten Bauabschnitts der Karl-Marx-Allee mittlerweile anerkannt, sind dagegen seine Leistungen beim Wiederaufbau des Lindenforums und seine Entwürfe für das Berliner Zentrum erst noch umfassend zu würdigen. Als dann ab Mitte der 1950er Jahre die Industrialisierung des Bauwesens und die Rückkehr zur Moderne auf der Tagesordnung stand, war Paulick der geeignete Mann, den Aufbau ganzer neuer Städte zu leiten. Hoyerswerda, Schwedt, Halle-Neustadt markieren die Stationen.

Paulick ging es stets darum, ebenso funktionale wie plastisch-markante Bauwerke und differenzierte Räume zu gestalten. Einer der bedeutendsten Architekten der DDR ist noch zu entdecken.

In Schwedt lässt sich vor allem zeigen, wie Paulick den Vorentwurf von Selman Selmanagič weiterentwickelte und akzentuierte.

Mit der aktuellen Debatte um das PCK ist Schwedt herausgefordert, sich neu der Zukunft zu stellen. Dafür sollte die Stadt ihre Planungs- und Baugeschichte besonders gut kennen. Nur wer die Geschichte kennt, kann sich der Zukunft zuwenden und dabei den eigenen Charakter bewahren.

Dr. Thomas Flierl, Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung


  • Zeit

Freitag, 9. September 2022, bis Dienstag, 18. Oktober 2022

dienstag bis freitags von 10 bis 20 Uhr

Eröffnung am 8. September 2022, 15 Uhr


  • Ort

Uckermärkische Bühnen Schwedt (ubs)

Berliner Str. 46/48, 16303 Schwedt/Oder

Foyer in der oberen Etage


  • Partner*innen

* Hermann-Henselmann-Stiftung

* Stadt Schwedt/Oder

* Uckermärkische Bühnen Schwedt (ubs)
 

und für das Begleitprogramm
* Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg


  • Ausstellungsteam

* Andreas Butter
* Dieter Feseke
* Thomas Flierl
* Ulrich Hartung
* Eduard Kögel 
* Uwe Mann
* Natascha Paulick
* Oliver Sukrow
* Wolfgang Thöner

Mehr zum Ausstellungsprojekt und den bisherigen Stationen in Berlin, am bauhaus Dessau, in Dresden und Halle-Neustadt ...


Eröffnung der Ausstellung am 8. September 2022, 14 Uhr

Die Eröffnung findet am Donnerstag, 8. September 2022, 14 Uhr, in den Uckermärkischen Bühnen statt.

mit

  • André Nicke
    Intendant der Uckermärkischen Bühnen Schwedt
  • Annekathrin Hoppe
    Bürgermeisterin der Stadt Schwedt/Oder
  • Katrin Lompscher
    Vorstand der Hermann-Henselmann-Stiftung
  • Dr. Andreas Butter
    Mitkurator der Ausstellung, Mitarbeiter am Institut für Raumbezogene Sozialforschung IRS Erkner und Mitglied im Beirat der Hermann-Henselmann-Stiftung

Vortrag und Diskussion am 21. September 2022, 15 Uhr

BAUTEN UND RÄUME DES NEUEN SCHWEDT 1960-1990

  • Vortrag von Dr. Ulrich Hartung
    Architekturhistoriker

Schwedt gilt weithin zu Unrecht als die unerfreulichste Neustadt der DDR. Doch setzten gerade hier die Planer um Richard Paulick die Moderne im Städtebau durch. Es entstanden, trotz unklarer Planungsgrößen und unter den Bedingungen eines verschärften Ökonomismus, klar gegliederte Zentrumsbereiche mit den Großbauten, kleinteilige Wohnbereiche mit zahlreichen Funktionskombinationen und großzügige Freizeitanlagen im Landschaftsraum. Darin wurden die erhaltenen Räume des alten Schwedt einbezogen. So lässt das in 30 Jahren Gebaute historische Vorstellungen von Alltag und Fest aus der Zeit des Sozialismus erkennen.

Moderation: Cathleen Bürgelt (Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg)

Lesung mit Gespräch am 11. Oktober 2022, 19.30 Uhr

KINDER VON HOY: FREIHEIT, GLÜCK UND TERROR

  • Buchvorstellung mit der Autorin Grit Lemke

Grit Lemke verschränkt in ihrem Roman virtuos die Stimmen der «Kinder von Hoy» zur Biografie einer ganzen Generation.

Sie selbst war mit ihren Eltern in die DDR-Musterstadt Hoyerswerda gekommen: aus dem Heideboden gestampft, aus Bauelementen zusammenmontiert. Morgens rollen die Eltern in Schichtbussen davon, die Kinder wachsen in einem großen Kollektiv auf. Lemke wird Teil der Kultur- und Kunstszene um Gerhard Gundermann. Eine Art proletarische Bohème entwickelt sich: nachts im Kellerclub, morgens im Schichtbus. Doch der «Wende» folgen Massenentlassungen. Ein latent vorhandener Rassismus gegen in der Stadt lebende Vertragsarbeiter sowie eine erstarkende Rechte führen zu Ausschreitungen. Die Kulturszene bleibt tatenlos, doch auch für sie wird danach nichts mehr sein, wie es war ...

Grit Lemke arbeitet als Dokumentarfilmregisseurin und Autorin. Ihr Film «Gundermann Revier» wurde 2020 für den Grimmepreis nominiert.

Moderation: Cathleen Bürgelt (Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg e.V.)


Grit Lemke
Kinder von Hoy
Freiheit, Glück und Terror


Klappenbroschur, 255 Seiten

erschienen am 12.09.2021
mittlerweile in der 4. Auflage

ISBN: 978-3-518-47172-2
16,00 Euro

Mehr Informationen zum Buch "Kinder von Hoy" auf der Verlagsseite ...

Finissage mit Abschlussdiskussion & Ausblicken am 18. Oktober 2022, 19.30 Uhr

BAUHAUS SHANGHAI STALINALLEE HA-NEU

  • Diskussion und Ausblicke mit Annekathrin Hoppe
    Bürgermeisterin der Stadt Schwedt/Oder
  • Moderation: Dr. Thomas Flierl
    Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung

«Schwedt ist PCK und PCK ist Schwedt/Oder», mit diesem Slogan kämpft Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe (SPD) für ihre Stadt.

Wenn auch derzeit die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die westlichen Sanktionen gefährdeten Arbeitsplätze des PCK im Mittelpunkt des Interesses stehen, kann die Krise auch Chance für die Stadt sein: Kann das PCK nach dem Anschluss an neue Ölleitungen seine Bedeutung für Ostdeutschland wiedererlangen? Wie kann die Wirtschaft Schwedts darüberhinaus Anteil am Strukturwandel im nachfossilem Zeitalter nehmen?

Hat die Stadt dafür nicht viel zu bieten, was fehlt ihr? Wie gehen Geschichte und Zukunft zusammen? Welches städtische Leitbild braucht Schwedt als industrieller Leuchturm in der Uckermark?

Katalog zur Ausstellung

Zur Ausstellung ist, von Thomas Flierl herausgegeben, im Lukas Verlag eine  Publikation erschienen. Sie dokumentiert nicht nur die Ausstellung, sondern wurde ergänzt mit Essays von Andreas Butter, Gabi Dolff-Bonekämper, Simone Hain, Ulrich Hartung, Li Hou, Eduard Kögel, Tanja Scheffler, Oliver Sukrow und Wolfgang Thöner.

Während der Ausstellung in Schwedt/Oder kann das Buch für 30 € erworben werden.

BAUHAUS - SHANGHAI - STALINALLEE - HA-NEU
Der Lebensweg des Architekten Richard Paulick 1903-1979

hrsg. von Thomas Flierl

264 Seiten, 200 Abb., 220 x 280 mm,
Klappenbroschur. durchgängig vierfarbig. mit zahlreichen Abb., teils farbige Abbildungen

erschienen im Juni 2020
ISBN: 978-3-86732-371-0

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