Förderpreisträger*innen

Förderpreis 2022: Malika Guellil

Hamburg: VSA: 2023, ISBN 978-3-96488-198-4, 124 Seiten (12,80 €)

Malika Guellil:
"Held*innen auf die Barrikaden!"
Care-Proteste als Ausgangspunkt einer gesellschaftlichen Transformationsstrategie

Kochen, putzen, erziehen, pflegen – ist das Arbeit? Nein, sagen die Ideolog*innen des Neoliberalismus. Care-Arbeit wird weder (gut) bezahlt noch gewürdigt. Corona-Pandemie und Pflegenotstand zeigen aber: Profit pflegt keine Menschen! Nur eine solidarische und gemeinwohlorientierte Transformation kann Mensch und Wohlfahrtsstaat revitalisieren und der neoliberalen Hegemonie entgegenwirken.

Trotz der unübertroffenen Systemrelevanz wird Care-Arbeit noch immer weder (gut) bezahlt noch gewürdigt. Was die Gesellschaft im Innersten zusammenhält, wird in der neoliberalen Hegemonie abgewertet. Der anhaltende Pflegenotstand und die Corona-Pandemie haben dieses Selbstverständnis jedoch eingerissen.

Care-Leistende sind sich einig: Profit pflegt keine Menschen! Es braucht eine auf Solidarität und Gemeinwohl gerichtete Gegenhegemonie, um neo­liberaler Krisenpolitik und Ausbeutung den Riegel vorzuschieben. Malika Guellil diskutiert in ihrem Buch das Potenzial, das von Care-Protesten für eine Transformationsstrategie ausgeht, die die neo­liberal-kapitalistischen Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnisse umzukehren versucht. Sie will dabei das Bewusstsein über menschliche Interdependenzen und daraus resultierende Forderungen nach Inklusion schaffen, Geschlechterverhältnisse verstärkt in den Mittelpunkt rücken sowie die Hegemonie des Neoliberalismus dekonstruieren.

Die Entpolitisierung der Bereiche Care und Reproduktion überlasse die Frage nach der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie den Bürger*innen, woraus zum einen neue Klassenverhältnisse entstehen und zum anderen zutiefst ungleiche Geschlechterverhältnisse. Die Individualisierung von Care-Arbeit zerstört den Gedanken der Solidargemeinschaft.

Um diese Entwicklungen umzukehren, muss eine Care-Revolution entfacht werden, um den Wohlfahrtsstaat und die Demokratie zu sichern. Es geht auch um die Möglichkeit einer Verbindung mit den Klimaprotesten. Care-Umdenken ist Bestandteil der sozialökologischen Transformation.

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Förderpreis 2021: Kaspar Metzkow

Potsdam: WeltTrends 2021, ISBN 978-3-947802-80-7, 148 Seiten (15,90 €)

Kaspar Metzkow:
Ortsbeziehungen und Klasse im Kontext der Deindustrialisierung.
Zur Bedeutung des Wandels industriell geprägter Nachbarschaften für ihre langjährigen Bewohner:innen“

Deindustrialisierung bedeutet einen massenhaften Verlust von Arbeitsplätzen im produzierenden Ge-werbe. Wo sich Industriearbeit konzentriert, prägt dieser Prozess auch den Stadtraum. Fabrikschließungen, Wegzüge oder die Einstellung betrieblicher Kultur- und Freizeitangebote verändern Nachbarschaften und das Leben ihrer Bewohner:innen.

Die Masterarbeit von Kaspar Metzkow untersucht, wie diese Veränderungen sich auf die Beziehungen auswirken, welche Menschen zu ihren langjährigen Wohn- und Arbeitsorten entwickeln. Die Ergebnisse basieren auf Leitfadeninterviews und teilnehmenden Beobachtungen in den Berliner Ortsteilen Oberschöneweide (im Osten Berlins) und Siemensstadt (im Westen Berlins).

Ortsbeziehungen werden in der Arbeit zu vier Typen verdichtet - Vertrautheit, Belonging, Anbindung und Ortserinnerung - durch deren Kombination sich auch vielschichtige und widersprüchliche Empfindungen darstellen lassen. Um den Zusammenhang zwischen der Veränderung des Ortes und den Beziehungen zu beschreiben, greift die Arbeit auf klassen- und raumtheoretische Überlegungen des Soziologen Pierre Bourdieu zurück: Nachbarschaften werden als Habitat verstanden, welches der Alltagsgestaltung der Arbeiter:innen angepasst ist. Gezeigt wird, wie der stadträumliche Wandel alltägliche Praktiken entwertet und wie dies die Nutzung und das Erleben der Nachbarschaft prägt.

Durch die Fallauswahl werden neben klassen- und geschlechtsspezifischen Erfahrungen auch unterschiedliche Verläufe und Auswirkungen von Deindustrialisierung in Ost- und Westberlin beleuchtet. So erfolgt der Abbau der Industrie im ehemaligen Ostteil der Stadt nach 1990 deutlich plötzlicher als im Westen und ist von extremeren Formen des räumlichen und sozialen Wandels begleitet. Die daraus resultierende stärkere Abwertung arbeiterlicher Praktik wird überlagert von einer Abwertung ostdeutscher Alltagspraktiken, welche sich in den Ortsbeziehungen niederschlägt.

Förderpreis 2020: Lukas Warning

Potsdam: WeltTrends 2021, 86 Seiten, ISBN 978-3-947802-76-0 (15,90 Euro)

Lukas Warning:
Aufbruch in eine demokratische Wirtschaft.
Wie Kommunen transformative Unternehmen stärken können

Die Antwort auf Klimakrise, Ungleichheit und Zerfall unserer Demokratie ist eine Wirtschaft, die wir gemeinsam gestalten und die uns allen gehört.

Eine solche demokratische Wirtschfat ist so kooperativ, vielfältig und widerstandsfähig wie die waldweiten Netzwerke von Pilzen und Baumwurzeln. Diese tauschen Nährstoffe und Informationen aus, um Überleben und Gedeihen zu sichern und sich gegen Krisen zu wappnen.

Wenn Städte und Gemeinden zu Gestalterinnen des Wandels werden, kann kommunale Wirtschaftspolitik grundlegend neu ausgerichtet werden: Weg von Wachstumszwang, zerstörerischem Wettbewerb und der Umwerbung multinationaler Großkonzerne – hin zu einer dezentralen und vernetzten Struktur, die vor Ort gute Arbeit und Wohlstand schafft, soziale und ökologische Ziele verfolgt und Vielen statt Wenigen gehört.

Anhand eines Förderprogramms zur Stärkung transformativer kommunaler Unternehmen zeit der Politökonom Lukas Warning, wie der Aufbruch in eine demokratische Wirtschaft in unseren Kommunen gelingen kann. 

Förderpreis 2019: Julia Nina Baumann

Potsdam: WeltTrends 2019, 163 Seiten, ISBN 978-3-947802-46-3 (15,90 Euro)

Julia Nina Baumann:
„ZwischenWelten in einer verlorenen Zeit“
Raumbezogenes World-making von Geflüchteten in der strukturellen Peripherisierung in Übergangswohnheimen im ländlichen Brandenburg – eine aktivistische Ethnografie

Die Ankunft von etwa zwei Millionen Geflüchteten in der sogenannten "europäischen Flüchtlingskreise" forderte staatliche Strukturen heruas und machte (räumliche) Grenz- und Abgrenzungskonstruktionen sichtbar, in deren Ver- und Aushandlung geflüchtete Individuen oftmals aus dem Blickfeld gerieten. Ebenso im Abseits liegen ländlichen Gebiete in den neuen Bundesländern in einem westdeutsch und durch urbare Räume dominierten Diskurs.

Julia Nina Baumann zeigt nicht nur einen Weg auf mit diesem Ungleichgewicht in der ethnografischen Forschung umzugehen, etwa durch eine engagierte Wissenschaftspraxis und Methodenvielfalt, sondern sie nimmt radikal den Blickwinkel Geflüchteter im ländlichen Raum Brandenburgs ein und analysiert die feinen Linien zwischen vorsichtigen (und häufig anderweitig unbemerkten) Ausdrücken der eigenen Bedürfnisse und der Fremdbestimmung in einem System der strukturellen Peripherisierung.

Förderpreis 2018: Sita Scherer

Potsdam: WeltTrends 2018, 131 Seiten, ISBN 978-3-947802-22-7 (15,90 Euro)

Sita Scherer:
"Ich wende mich entschieden gegen Bevormundung". Diskursive Gegenentwürfe deutscher Sintezze und Romnja

Es ist ein weiteres nicht aufgearbeitetes Kapitel der deutschen Geschichte: Völkermord an Sint*ezze und Rom*nja. Die Ignoranz im Umgang mit der jahrhundertealten Verfolgungsgeschichte geht mit dem Fehlen von Literatur in Bibliotheken und Archiven einher und hat konkrete Auswirkungen auf die Lebenswirklicheit von Sint*ezze und Rom*nja.
Erst die zweite Generation nach dem Völkermord sprach darüber. Die doppelt unterrepräsentierte Perspektive der Frauen erfuhr mithilfe von Methoden der Geschichte von unten eine geringe Teilöffentlichkeit. Das Buch zeigt Positionen und Praxen von vier Frauen - Sintezze und Romnja - auf, die auf vielfältige Weise einen Gegenentwurf zu den hegemonialen Diskursen entwarfen. Der Zeitrahmen ist zwischen 1980 und 2000 gesetzt. Der Titel des Buches, ein Zitat von Melanie Spitta, Sintezza und Filmemacherin, ist heute so aktuell wie 1981.

Förderpreis 2017: Isabella Greif & Fiona Schmidt

Potsdam: WeltTrends 2017, 301 Seiten, ISBN 978-3-945878-78-1 (19,90 Euro)

Isabella Greif & Fiona Schmidt:
Staatsanwaltschaftlicher Umgang mit rechter und rassistischer Gewalt. Eine Untersuchung struktureller Defizite und Kontinuitäten am Beispiel der Ermittlungen zum NSU-Komplex und dem Oktoberfestattentat

Auch mit Abschluss des NSU-Prozesses gibt es mehr offene Fragen als Antworten. Dies liegt auch in der Verantwortung der Behörde des Generalbundesanwalts. Als oberste Strafverfolgungsbehörde hatte sie eine wichtige Rolle im Prozess inne. In der Anklage gab sie die Themen des Prozesses vor und legte sich darin im Sinne eines staatlichen Selbstschutzes frühzeitig auf die These fest, der „Nationalsozialistische Untergrund“ sei ein „isoliertes Trio“ gewesen. Damit folgte sie einem Muster, das auch in dem Ermittlungsverfahren zum Oktoberfestattentat 1980 zum Tragen kam.

Die Autorinnen untersuchen, welche institutionellen Strukturen den staatswissenschaftlichen Umgang mit rechter und rassistischer Gewalt prägen und welche strukturellen Defizite sich daraus ergeben, die es Behörden wie der Bundesstaatsanwaltschaft ermöglichen, die Rolle staatlicher Sicherheitsbehörden einer strafrechtlichen Aufklärung zu entziehen.

Förderpreis 2016: Manuel Disegni

Potsdam: WeltTrends 2016, 161 Seiten, ISBN 978-3-945878-42-2 (16,90 Euro)

Manuel Disegni:
Die Aktualität des Urspungs. Historische Erkenntnis bei Marx und Walter Benjamin

Dieses Buch verbindet zwei Begriffe in systematischer Absicht miteinander, die auf den ersten Blick scheinbar nichts miteinander zu tun haben: die sogenannte ursprüngliche Akkumulation aus der marxschen Kritik der politischen Ökonomie und den Ausnahmezustand aus der Rechtskritik Walter Benjamins. Dabei handelt es sich um eine Art Geniestreich des Autors, der paradigmatisch den Grund der Kritik bestehender Verhältnisse als historisch gewordenen freilegt und – weit über die Analyse der betreffenden Texte hinausgehend – die Umrisse einer materialistischen Genealogie entwickelt.
 

Serfiraz Demir: Beratung nach Flucht und Migration

Potsdam: WeltTrends 2015, 140 Seiten, ISBN 978-945878-12-5 (16,90 Euro)

Serfiraz Demir, hrsg. v. Ricarda Mewes und Hanna Reich:
Beratung nach Flucht und Migration.
Ein Handbuch zur psychologischen Erstbetreuung von Geflüchteten

Flucht ist eine traumatische Erfahrung, die Fluchtursachen sind es in der Regel erst recht. Geflüchtete kommen daher häufig psychisch hoch belastet in Deutschland an und leiden hier zudem unter migrationsspezifischen Stressoren. Das Angebot psychologischer Behandlungen für Asylsuchende ist bislang jedoch unzureichend. Serfiraz Demir, Hanna Reich und Ricarda Mewes zeigen, wie eine evidenzbasierte psychologische Erstberatung  bei Geflüchteten in Form einer psychoedukativen Gruppe in kurzer Zeit umgesetzt werden kann.Das Handbuch richtet sich an alle, die mit Geflüchteten arbeiten. Es enthält zudem konkrete Anweisungen, Beispiele und Materialienlisten für die praktische Umsetzung. Ziel ist es, Wissen über die psychologischen Folgen von Flucht und über mögliche Behandlungsangebote zu verbessern, um bei den Geflüchteten eine psychische Entlastung und Ressourcenförderung zu erreichen.

Matti Steinitz: Black Power in Lateinamerika

Potsdam: WeltTrends 2014, 145 Seiten, ISBN 978-3-941880-91-7 (11,90 Euro)

Matti Steinitz:
Black Power in Lateinamerika. Nord-Süd-Dialoge in der afroatlantischen Diaspora

Asymmetrische Machtverhältnisse und politische Konflikte prägen die Wahrnehmung der Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika in den 1960er und 1970er Jahren. Wenig Beachtung fanden bis jetzt die mannigfaltigen kulturellen und politischen Austauschprozesse, die zwischen den schwarzen Communitys stattfanden.

Matti Steinitz untersucht in seiner Studie, wie Migrationsbewegungen und die Verbreitung afro-US-amerikanischer Musik dazu führten, dass sich die Black-Power-Bewegung trotz starker nationalistischer Abwehrreflexe auch in einigen lateinamerikanischen Kontexten verbreiten konnten.

Marcel Bode: Die DDR und die Volksrepublik China in den Jahren 1978 bis 1990

Potsdam: WeltTrends 2013, 129 Seiten, ISBN 978-3-941880-77-1

Marcel Bode:
Die DDR und die Volksrepublik China in den Jahren 1978 bis 1990. Chancen und Grenzen einer ungleichen Partnerschaft

Anfang der 1980er Jahre schien die DDR diplomatische Wege zu gehen, die vom außenpolitischren Kurs der Sowjetunion abwichen. Ein Beispiel dafür sind die Beziehungen zur Volksrepublik China. Trotz des sino-sowjetischen Konflikts kam es zu einer Annäherung zwischen Ostberlin und Beijing. Die Studie zeichnet die wichtigsten Stationen dieser ungleichen Partnerschaft nach, bestimmt die politischen und ideologischen Grenzen der DDR in ihrem Bemühungen um gute Beziehungen zur Volksrepublik und sucht nach den Motiven beider Staaten, sich füreinander zu öffnen.

Maik Schuparis: Rechtspopulismus in Europa

Potsdam: WeltTrends 2012, 142 Seiten, ISBN 978-3-941880-52-8

Maik Schuparis:
Rechtspopulismus in Europa. Die Niederlande und Ungarn im Vergleich

In der Europäischen Union zieht ein rechter Zeitgeist ein. Rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien wurden in den letzten zehn Jahren immer wieder in die nationalen Parlamente europäischer Staaten gewählt oder beteiligten sich an Regierungen. Anhand der Länderbeispiele Niederlande und Ungarn untersucht Maik Schuparis die Ausgestaltung dieses politischen Phänomens. Eingehend werden die Strategien der rechtspopulistischen Parteien, ihre charismatischen Anführer und ihr Verhalten in Regierungsverantwortung einer Analyse unterzogen.

Tim Haberstroh: Die DDR und das Franco-Regime

Schkeuditz: Schkeuditzer Buchverlag 2011, 102 Seiten, ISBN 978-3-935530-90-3

Tim Haberstroh:
Die DDR und das Franco-Regime. Außenpolitik zwischen Ideologie und Pragmatismus

1973: Die DDR ist der erste sozialistische Staat in Europa, der diplomatische Beziehungen zu Franco-Spanien aufnimmt. Sechs Jahre zuvor war das Zentralkomitee der SED noch der Ansicht, dass aufgrund des "faschistischen Charakters des spanischen Staates" Abstand von ihm zu halten sei. Stattdessen unterstützte der DDR massiv die spanische Opposition. Welche Motive stehen hinter diesem Wandel? Tim Haberstroh zeichnet in seiner Quellenfundierten Studie die Entwicklung der Beziehungen im Kontext des Kalten Krieges nach und untersucht anhand von Originaldokumenten die Entscheidungen der DDR-Führung zwischen 1949 und 1975. So werden Facetten einer bislang in der Forschung vernachlässigten Beziehung deutlich, die die Paradoxie realsozialistischer Außenpolitik offenbart.

Daniel Lange: Auf deutsch-deutscher UN-Patrouille

Schkeuditz: Schkeuditzer Buchverlag 2011, 176 Seiten, ISBN 978-3-935530-86-6

Daniel Lange:
Auf deutsch-deutscher UN-Patrouille. Die polizeiliche Beobachtereinheit der DDR in Namibia (1989/90)

Parallel zum deutsch-deutschen Einigungsprozess setzte die UNO ab April 1989 in Namibia eine internationale Friedensmission zur Unterstützung des politischen Übergangsprozesses ein. Als Namibia vom 7. bis 11. November 1989 seine verfassungsgebende Nationalversammlung frei wählte, kam es am 9. November 1989 in Berlin zur Maueröffnung. Der vorliegende Band berichtet über die erste und einzige Beteiligung der DDR an einer Friedensmission seit dem zeitgleichen UNO-Beitritt der BRD und der DDR im September 1973.

Im Oktober 1989 entsandte die DDR 25 Wahlbeobachter nach Namibia. Für das zivile Polizeikommando der Friedensmission stellte sie ein 30-köpfiges Kontingent zur Verfügung. Auch 50 Beamten des Bundesgrenzschutzes beteiligten sich an der Mission, in der beide deutsche Einheiten teilweise gemeinsam ihren Dienst leisteten. Am 21. März 1990 proklamierte Namibia seine Unabhängigkeit. Wenige Tage zuvor fanden in der DDR die ersten freien Wahlen statt.

Joël Kaczmarek: Gegnerschaft im Computerspiel

Potsdam: Universitätsverlag Potsdam 2010, 125 Seiten, ISBN 978-3-86956-010-6

Joël Kaczmarek:
Gegnerschaft im Computerspiel: Formen des Agonalen in digitalen Spielen

Das Buch widmet sich der Betrachtung der verschiedenen Gegnerschaftsformen in Computerspielen als Ausdruck seiner Interaktivität, wobei eine dreiteilige Typologie generiert wird, mit der die Gegnerschaftsarten eines jeden Spieles abgedeckt werden können. Hierbei wird unterschieden zwischen dem „Wettbewerb“ (dieser zeichnet sich durch Chancengleichheit der Teilnehmer bei einer auf dasselbe Ziel ausgerichteten Bewegung aus), der „Feindschaft“ (bei der die Spieler unterschiedliche, häufig konträre Ziele verfolgen und eine gegenseitige Tötungsbereitschaft aufweisen) sowie der „Umgebung“ (bei der die Spieler nicht gegen einen realen Feind, sondern gegen die Hindernisse der Spielwelt antreten). Aus medienwissenschaftlicher Sicht spielt die Betrachtung der konzeptuellen Einbindung von Gewalt in den Spielekontext eine zentrale Rolle. Auf diese Weise wird versucht, die Interaktivität des Computerspiels anhand von agonalen Spielelementen zu systematisieren. Gewalt wird im Falle des Wettbewerbs domestiziert, durch die Feindschaft zelebriert und bei der Umgebung kanalisiert. Es soll in Gegnerschaft im Computerspiel jedoch weniger eine pädagogische, als vielmehr eine analytische Herangehensweise an das Computerspiel vollzogen werden. Darüber hinaus werden im Verlauf der Argumentation Kriterien herausgearbeitet, anhand derer sich die unterschiedlichen Formen von Gegnerschaft identifizieren lassen. Es wird eine simple Einteilungsmatrix bereitgestellt, die die Gegnerschaftsformen in Bezug zueinander setzt und deren Verhältnis verdeutlicht. Den Abschluss bildet ein Ausblick zur gängigen Spielhaltung von Computerspielern, der andeutet, wie diese theoretischen Konzepte in der Praxis mit Inhalten umgesetzt werden.

Buch als pdf-Download beim Universitätsverlag Potsdam: hier

Steffen Kludt: Am Ende des Fortschritts?

Schkeuditz: Schkeuditzer Buchverlag 2009, 168 Seiten, ISBN 978-3-935530-77-4

Steffen Kludt:
Am Ende des Fortschritts? „Sozialismus in den Farben der DDR“. Eine generationsgeschichtliche Perspektive

Als „Sieger der Geschichte" trat die antifaschistische Gründergeneration der DDR nach 1945 an, um ihren „Traum vom besseren Leben" zu verwirklichen. Aufbauend auf ihren jugendlichen Sozialisationserfahrungen in den harten Kämpfen der Weimarer Republik und im antifaschistischen Widerstand wollten sie ihr sozialistisches Fortschrittsprojekt nun endlich verwirklichen. Sie setzten dabei besonders auf die Jugend.

Mit dem sich in den 1980er Jahren vollziehenden tiefgreifenden Mentalitäts- und Wertewandel distanzierte sich die Jugend der DDR zunehmend von den proletarisch-antifaschistischen Jugendidealen der alten Männer im Politbüro der SED und stand der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stagnation des Realsozialismus mit Unverständnis gegenüber. Als die antifaschistische „Alte Garde" 1989 abtreten musste, fand auch ihr Generationsprojekt „Sozialismus in den Farben der DDR" sein bitteres Ende. Ausgehend von einer generationsgeschichtlichen Perspektive setzt sich das vorliegende Buch mit der „Implosion" des Realsozialismus auseinander.

Katja Semmler: Die Straße als literarischer Topos

Schkeuditzer Buchverlag 2008, 131 Seiten, ISBN 978-3-935530-66-8

Katja Semmler:
Die Straße als literarischer Topos. Beobachtungen zu Texten von Brigitte Reimann und Sibylle Berg

Der Schritt auf die Straße ist der Schritt aus dem privaten Raum in die Öffentlichkeit. Die Straße bedeutet Bewegung, Dynamik und Wandel für das Individuum wie auch für die Gesellschaft. Brigitte Reimann und Sibylle Berg haben in ihren Romanen diese Dynamik aufgegriffen und ihre Protagonistinnen entlang den Straßen, die sie während der Handlung betreten, wachsen lassen.

Marek Voigt: Ostpolitik und Westarbeit

Schkeuditz: Schkeuditzer Buchverlag 2007, 162 Seiten, ISBN 3-935530-58-3

Marek Voigt:
Ostpolitik und Westarbeit. Deutsch-deutsche Jugendzusammenarbeit am Beispiel der Beziehungen zwischen Jungdemokraten und FDJ

Die „neue Ostpolitik" der sozialliberalen Koalition ab 1969 wurde von der FDP-Jugendorganisation Deutsche Jungdemokraten begrüßt. Sie ging davon aus, dass die Teilung Deutschlands, Europas und der Welt auf ab­sehbare Zeit bestehen bleiben werde. Deshalb setzte sie nicht auf Konfron­tation, sondern auf Verständigung als einzige Chance, den Frieden in Europa zu erhalten.

Der vorliegende Band widmet sich dem deutsch-deutschen Austausch mit der FDJ. Diese Zusammenarbeit war schon zu ihrer Zeit in der Bundesrepublik umstritten. Trotz der Anfeindungen als „nützliche Idioten der Kommunisten" verteidigten die Jungdemokraten ihre Aktivitäten. Sie verstanden sie als Beitrag, die Blockkonfrontation zu überwinden.

Nach 1989/90 ist die Entspannungspolitik als prinzipienlose Kumpanei mit einem illegitimen Regime in Verruf geraten. Am Beispiel der Kontakte von Jungdemokraten und FDJ wird gezeigt, dass diese Bewertung dem Anspruch und den Ergebnissen der damaligen Bemühungen nicht gerecht wird.

Jan Kostka: Peter Weiss’ Vietnam/USA-Variationen über Geschichte und Gedächtnis

Schkeuditz: Schkeuditzer Buchverlag 2006, 133 Seiten, ISBN 3-935530-55-2

Jan Kostka:
Peter Weiss’ Vietnam/USA-Variationen über Geschichte und Gedächtnis

Der deutsch-schwedische Schriftsteller Peter Weiss (1916-1982) bekundete 1968 mit einem Theaterstück, einem Reisebericht, einer Dokumentation und zahlreichen öffentlichen Auftritten seine Solidarität mit Nordvietnam und der Befreiungsbewegung im Süden des Landes. In der vorliegenden Studie wird die Frage nach den Voraussetzungen dieses Engagements gestellt: nach dem Prozess einer künstlerischen Annäherung an das Thema, dem Verhältnis des Autors zu den sozialen Bewegungen seiner Zeit und schließlich nach seinem Weg zu einem kritischen Solidaritätsverständnis. Basis dieser Untersuchung sind bislang unveröffentlichte Arbeitsnotizen, Entwürfe und Briefe aus dem Nachlass Peter Weiss'. Hinzu kommen Überlegungen zur Analyse des Dokumentartheaters und zur dramaturgischen Repräsentation der Vergangenheit. Es gelingt eine bestimmte Perspektive, die Peter Weiss in der literarischen Auseinandersetzung mit dem Vietnam-Krieg verfolgte, nachzuzeichnen: den Blick auf die Opfer und ihr Wissen um die Kraft des Widerstandes gegen die eigene Vernichtung.

Katarina Rafailović: Problemfeld Begutachtung ‚traumatisierter’ Flüchtlinge

Schkeuditzer Buchverlag 2006, 219 Seiten, ISBN 3-935530-49-8

Katarina Rafailović:
Problemfeld Begutachtung ‚traumatisierter’ Flüchtlinge. Eine empirische Studie zur Praxisreflexion

Gegen den Zeitgeist, der die Orientierung auch wissenschaftlicher Arbeit an unmittelbarer ökonomischer Verwertbarkeit nahe legt, repräsentiert die Arbeit eine beeindruckende Verbindung von gesellschaftskritisch-praktischem Engagement, hoher fachlicher Kompetenz und einem so informierten wie sensiblen methodischen Vorgehen.

Stefanie Wohmann: Realität – Kunst – Propaganda

Schkeuditz: Schkeuditzer Buchverlag 2004, 148 Seiten, ISBN 3-935530-34-X

Stefanie Wohmann:
Realität – Kunst – Propaganda. Willi Bredel und die Exilzeitschriften „Internationale Literatur“ und „Das Wort“

Die Autorin nimmt sich des Schriftstellers Willi Bredel an und arbeitet ein interessantes und bisher zu wenig beachtetes Stück Exilgeschichte auf. Durch die Verknüpfung von biographischer Geschichte mit Zeitgeschichte von 1934 bis 1939, von Literaturdebatten und kulturpolitischen Zeitströmungen mit konkreten Werkanalysen gelingt ihr ein facettenreiches Bild.

Katrin Möller: Liedkultur in der DDR

Schkeuditz: SB-Verlag 2003, 140 Seiten, ISBN 3-935530-23-4

Katrin Möller:
Liedkultur in der DDR – Ausgleich für nicht funktionierende gesellschaftliche Öffentlichkeit

Das vorliegende Buch stellt sich nach grundsätzlichen Betrachtungen der eigenwilligen Kunst und Liedkultur der DDR und deren Möglichkeit, ausgleichendes Medium für fehlende funktionierende Öffentlichkeit zu sein. Die Autorin legt dar, wie in einer politischen Situation, die nur fragwürdige gesellschaftliche Kommunikation zulassen konnte, authentische Botschaften und Befindlichkeiten, zwischen den Zeilen ausgedrückt, verstanden und erfühlt wurden.

Stefanie Holuba: An der Grenze des Marxismus

Schkeuditz: GNN-Verlag 2002, 148 Seiten, ISBN 3-89819-119-2

Stefanie Holuba:
An der Grenze des Marxismus – Arbeiten Paul Lafargues

In mehrfacher Hinsicht stellt diese Arbeit eine herausragende Untersuchung über Leben und Werk Paul Lafargues dar. In souveräner Weise gibt die Autorin eine gleichzeitig einfühlsame und kritische, auf besonders wichtige Ausschnitte konzentrierte Darstellung. Dabei richtet sie die Aufmerksamkeit vor allem auf das gemeinsame Leben von Paul Lafargue mit seiner Ehefrau Laura Marx und behandelt exemplarisch die beiden Schriften „Das Recht auf Faulheit“ und „Die Frauenfrage“.

Sebastian Köhler: Netze – Verkehren – Öffentlichkeiten

Schkeuditz: GNN-Verlag 2001, 252 Seiten, ISBN 3-89819-083-8

Sebastian Köhler:
Netze – Verkehren – Öffentlichkeiten. Zu polyzentrischen Potenzialen Neuer Medien

Die Studie widmet sich Potenzialen Neuer Medien für gesellschaftliche Kommunikation. Ein spiel- und verkehrsorientiertes Raster, das zwischen modernen Potenzialen und kapitalistischer Variante unterscheidet, führt zu der Frage, inwiefern mediale Öffnungen durch markt- oder machtdominierte Vor-Entscheidungen erschwert werden.

Der Autor diskutiert Probleme von Öffentlichkeit und Verkehr, Kommunikation und Kooperation und entwickelt einen Begriff polyzentrischer Medien. Von verschiedenen Phänomenen neuer Medienentwicklungen ausgehend, gelangt er zu kritischen Fragestellungen, die in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen heute und morgen bedeutsamer werden.