Nachricht | Nachruf auf Hubert Laitko

von Klaus Meier

Am 9. September 2024 verstarb unser Freund und Kollege Prof. Dr. sc. phil. Hubert Laitko im Alter von 89 Jahren verstorben.
Am 3. April 1935 in Spremberg geboren und zur Schule gegangen, studierte er ab 1953 an der Karl-Marx-Universität Leipzig Journalistik und Philosophie.  Anfang der 60er Jahre war er Aspirant am Lehrstuhl für „Philosophische Fragen der Naturwissenschaften“ bei Hermann Ley in der Humboldt-Universität und promovierte 1964 zum Dr. phil.
Während des Studiums wirkte er bemerkenswerterweise im legendären Leipziger Studenten-kabarett „Rat der Spötter“ mit, zu dessen Gründergeneration er gehörte, das er zeitweise geleitet hat und das im Herbst 1961 aufgelöst werden musste, nachdem ein Programm als „konterrevolutionär“ eingestuft worden war.
1970 gehörte Hubert Laitko gemeinsam mit Günter Kröber zu den Gründern des Instituts für Theorie, Geschichte und Organisation der Wissenschaft (ITW) an der Akademie der Wissen-schaften der DDR. Grundlegende theoretischen Arbeiten dieses Instituts in den 70er und 80er Jahren tragen seine Handschrift. 1978 legte er seine Habilitationsschrift (Dissertation B) „Wissenschaft als allgenmeine Arbeit – zur begrifflichen Grundlegung der Wissenschaftswis-senschaft “ vor.
1979 zum Professor ernannt, initiierte und leitete Hubert Laitko den Bereich Wissenschaftsgeschichte am ITW und erhielt 1989 u.a. für die Herausgabe des Standardwerkes „Wissen-schaft in Berlin – Von den Anfängen bis zum Neubeginn nach 1945“ den Nationalpreis der DDR.  
Solche Ehren, vor allem aber eine institutionelle Perspektive war ihm im vereinten Deutschland nicht beschieden, er wurde in den Vorruhestand versetzt. Indes hat Hubert Laitko seinem wissenschaftlichen Oeuvre in den letzten drei Jahrzehnten unermüdlich viele neue Seiten hinzugefügt. Bis heute gilt Hubert Laitko weit über Deutschland hinaus als führender Vertreter der Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie mit einer schier unübersehbaren Publikationsliste.
1997 beteiligte er sich mit einem grundlegenden, vielbeachteten Beitrag zur DDR-Wissenschaftspolitik an einem der ersten großen Publikationsvorhaben des RLS-Stiftungsverbundes, nämlich am Handbuch „Die SED. Geschichte – Organisation – Politik“ (Karl Dietz Verlag).
Der Stiftungsverbund verdankt Hubert Laitko grundlegende Beiträge zu Wissenschaft und Gesellschaftsentwicklung, u. a. erschienen im Leipziger Universitätsverlag. In der politischen Bildungsarbeit der Stiftung verhalf er nicht nur dem Themenfeld Nachhaltigkeit zu theoretischer Tiefe. Er war seit 1999 (Gründungs-)Mitglied des Kuratoriums der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg, wobei er Impulse für ein Nachdenken über politische Bildungsarbeit der Stiftung in Gegenwart und Zukunft zu geben versuchte. Vielleicht wurde er sowohl von der Partei DIE LINKE als auch von unserer Stiftung zu selten angefragt oder zu selten gehört.
Wir erinnern uns an Hubert Laitko, an seinen unbeschreiblichen Arbeitswillen, an sein humanistisches Credo, an seinen humorvollen Charakter. Bereits von Krankheit gezeichnet, fand er Kraft für eine Video-Präsentation unserer Stiftung: Er spricht über das von ihm aus dem Tschechischen übersetzte Buch des Auschwitz-Überlebenden Tomáš Radil „Ein bißchen Leben vor diesem Sterben“, nachzuschauen auf:
https://www.rosalux.de/news/id/51616/mit-13-in-auschwitz

Dr. Klaus Meier