Bericht von Renate Adolph und Meinhard Tietz
„Frieden ist das Beste und Wichtigste auf der Erde“. So formulierte es eine Schülerin der Klasse 8a des Seelower Gymnasiums, nachdem sie zusammen mit Mitschüler*innen und den örtlichen Landtagsabgeordneten Bettina Fortunato (LINKE) und Kristy Augustin (CDU) im Friedenswald auf dem Krugberg in Werbig drei Bäume der Erinnerung gepflanzt hatte. Auf Initiative der Modrow-Stiftung setzten die Abgeordneten, das Gymnasium auf den Seelower Höhen, die Rosa-Luxemburg- Stiftung und der Verein „alternatives denken“ Strausberg am 24. November 2022 ein Zeichen für eine umgehende Beendigung der russischen Aggression in der Ukraine. Bei der Eröffnung betonte Gerd-Rüdiger Stephan, dass gerade in der gegenwärtigen schwierigen Zeit der Friedensgedanke durch die Zivilgesellschaft weiter getragen werden sollte.
Der Friedenswald nahe den Seelower Höhen war Anfang der 90er Jahre zur Erinnerung an den mörderischen Zweiten Weltkrieg geschaffen worden. Er symbolisiert die Gegenvision: Dass unterschiedliche Bäume wie Gingo, Esche und Birke zusammenstehen können wie verschiedene Völker auch in einer menschen- und naturfreundlichen Welt. Die Begegnungsstätte auf dem Krugberg bildet seither den Anfang einer Kette von Friedenswäldern, die über Polen bis Russland reicht. Der Krugberg verdankt der Modrow-Stiftung nunmehr auch eine weitere Sitzbank, die an diesem Novembertag zudem feierlich aufgestellt wurde.
Anschließend diskutierten Jugendliche der Jahrgangstufe 11 gemeinsam mit den beiden Abgeordneten sowie mit Cathleen Bürgelt und Meinhard Tietz von der Rosa-Luxemburg-Stiftung im Gebäude des Gymnasiums über Möglichkeiten, den Krieg schnell zu beenden. Einig waren sich alle: Es müssten rasch Wege der Diplomatie zwischen den beteiligten Ländern gefunden werden. Waffenlieferungen trügen dagegen dazu bei, dass der Krieg immer weiter gehe. Leider seien Gesprächskanäle sowohl auf politischer als auch auf regionaler Ebene zwischen Einrichtungen und Verbänden zurzeit abgebrochen. Cathleen Bürgelt bezeichnete dies als einen schwerwiegenden Fehler. Außerdem sei Solidarität mit allen vom Krieg betroffenen Menschen wichtig.
Kristy Augustin plädierte dafür, bestehende Beziehungen wieder zu beleben wie zu Partnern in Weißrussland, mit denen sie dort zusammen 1995 Friedensbäume gepflanzt hatte. Meinhard Tietz warnte davor, die Kriegsrhetorik beider Kriegsparteien sowie in der Öffentlichkeit weiter anzuheizen.
Einige Schüler*innen äußerten Bedenken an der Bereitschaft der Kriegsparteien von ihren jeweiligen Interessen abzuweichen. Bettina Fortunato verwies darauf, dass es im Krieg immer um Machtinteressen und Einflusssphären gehe. Um das Sterben zu beenden, müssten beiden Seiten Zugeständnisse abgerungen werden. Es gelte, die kleinen Wurzeln bisheriger Zusammenarbeit wieder zu beleben, um den inneren Druck zu erhöhen.
In der Diskussion über die eigene Beschäftigung der Jugendlichen mit dem Thema Krieg und Frieden boten die Abgeordneten und die Rosa-Luxemburg-Stiftung ihre Unterstützung für den Vorschlag des Schulleiters, Peter von Campenhausen, an, Schülerprojekte zu entwickeln. Zum Beispiel könnten Anschauungstafeln für den Schulhof erarbeitet werden, die Aspekte der Geschichte des Schlachtfeldes um die Seelower Höhen thempatisieren. Die Schüler*innen regten an, sowohl historische Fakten als auch persönliche Schicksale dabei zu dokumentieren, um die leidvolle Geschichte anschaulich widerzuspiegeln, Kriege zu verurteilen und um zu mahnen.