2. April 2022 Tagung/Konferenz Das Klima des Kapitals - Einladung zur Debatte

mit Silvia Federici, Ehrenfried Galander, Stefanie Hürtgen, Steffen Schorcht, Aleksandar Matković u.a.

Information

Veranstaltungsort

Café hausZwei im freiLand Potsdam
Friedrich-Engels-Str. 22
14473 Potsdam

Zeit

02.04.2022, 14:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Gesellschaftstheorie, Kapitalismusanalyse, Sozialökologischer Umbau, Klimagerechtigkeit

Zugeordnete Dateien

Das Klima des Kapitals - Einladung zur Debatte

Update zu den Corona-Regelungen

Der Zutritt am Samstag ins hausZwei ist nach der 3G-Regel möglich: also vollständig geimpft, genesen oder zertifiziert negativ getestet. Zudem ist eine Maske zu tragen.

Aufgrund der aktuell hohen Inzidenzzahlen bitten wir darum, dass sich zusätzlich auch alle Geimpften und Genesenen zu Hause selbst testen.


Inzwischen haben sich die Reihen derjenigen, die die menschengemachte globale Erwärmung bestreiten, stark ausgedünnt. Von der Notwendigkeit einer ökologischen Transformation, eines green new deals, ist die Rede, wodurch das Eintreten unumkehrbarer und unkontrollierbarer Prozesse, die das menschliche Leben auf der Erde schlimmer machen würde, abgewendet werden soll.

Über den Zusammenhang von Klimakrise und kapitalistischer Ökonomie herrscht allerdings kein Konsens. Darüber wollen wir auf der Tagung gemeinsam diskutieren, und wir bedienen uns der Erkenntnisse des schärfsten Analytikers der kapitalistischen Produktionsweise: Karl Marx.

Laut Marx untergräbt unsere Ökonomie die Quellen des Reichtums, Arbeiter*innen und Natur. Und die moderne Ausgestaltung eines grünen Kapitalismus beutet ebenso Naturressourcen aus, verseucht die Umwelt und stößt Treibhausgase aus. Ein prominentes Beispiel davon ist auch hier in Brandenburg zu beobachten: Der Bau und die baldige Inbetriebnahme der Tesla-Megafactory. Daran lässt konkret sich zeigen, dass ein grüner Kapitalismus keine adäquate Antwort auf die Klimakrise darstellt. Zur Bewältigung der aktuellen ökologischen Herausforderungen ist es daher notwendig, die Systemfrage zu stellen.

Aus Anlass der Veröffentlichung des von Valeria Bruschi und Moritz Zeiler herausgegebenen Buches „Das Klima des Kapitals. Gesellschaftliche Naturverhältnisse und Ökonomiekritik“ (Berlin: Karl Dietz Verlag 2022) laden wir herzlich zur Debatte ein.

Inputs gibt es von:

  • Silvia Federici (New York)
  • Ehrenfried Galander (Erfurt)
  • Stefanie Hürtgen (Salzburg)
  • Steffen Schorcht (Erkner)
  • Aleksandar Matković(Novi Sad/Belgrad)

Es moderieren die beiden Herausgeber*innen des Buches:

  • Valeria Bruschi (Potsdam) und
  • Moritz Zeiler (Bremen) 

Marx-Kenntnisse sind keine Voraussetzung.

Der Eintritt ist kostenlos.


Eine Veranstaltung von Rosa-Luxemburg-Stiftung, Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg & Karl Dietz Verlag Berlin mit Unterstützung durch Libertalia e.V./hausZwei im freiLand Potsdam.


ABLAUF

13.00
doors open / Ankommen

14.00 – 14.15
Begrüßung und Einleitung durch Valeria Bruschi und Moritz Zeiler
Warum mit Marx auf die Klimakrise schauen?
 
14.15 – 15.30 Panel 1
Stefanie Hürtgen
Ökologie als Klassenkampf?
(zugeschaltet aus Salzburg)
 
Oft werden soziale und ökologische Frage gegeneinander ausgespielt: damit Arbeitsplätze nicht verloren gehen und der Lebensstandard aufrechterhalten werden kann, müsste man bei den Ansprüchen an nachhaltige Politik Abstriche machen. Stefanie Hürtgen wird in ihrem Beitrag zeigen, warum das nicht so ist.
 
15.30 – 15.45 Pause
 
15.45 – 17.00 Panel 2
Ehrenfried Galander
Ein unheilbarer Riss? Marx' Kritik des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur
 
Marx konnte die Klimakrise nicht voraussagen. Und doch hat er sich intensiv in seinen Forschungen mit dem Verhältnis von Mensch und Natur im Kapitalismus beschäftigt und auf die stofflichen Grenzen der Produktion hingewiesen, die in unserer Wirtschaft im Namen des Profits systematisch überschritten werden.
 
17.00 – 17.15 Pause
 
17.15 – 18.45 Panel 3
Silvia Federici
Anmerkungen zu Marx und Ökologie*
(zugeschaltet aus New York)
 
Silvia Federici wird in ihrem Beitrag auf problematische Stellen in der Marxschen Theorie und seiner Rezeption eingehen, die eine ökologische Bewegung kritisch hinterfragen sollte.
 
18.45 – 19.30 Pause mit Essen
 
19.30 – 21.30 Podium
Steffen Schorcht (Bürgerinitiative Grünheide) und Aleksandar Matković* (Novi Sad/Belgrad)
Tesla in Grünheide, oder: Wie düster sieht der grüne Kapitalismus aus?
 
Der new deal in den 1930er Jahren hat der US-Ökonomie aus einer schweren Wirtschaftskrise zur erneuten Profitabilität verholfen. Analog dazu zielen die verschiedenen Entwürfe eines green new deals darauf ab, dass ökonomisches Wachstum generiert wird bei gleichzeitiger Senkung der CO2-Emissionen. Die Produktion von Elektroautos in riesigen Mengen, so wie hier in Brandenburg mit dem neuen Tesla-Werk avisiert wird, fügt sich in diese Vision ein. Warum sie aber höchst fragwürdig ist und welche sozialen und ökologischen Probleme dadurch verursacht werden, regional wie global, darüber diskutieren Steffen Schorcht und Aleksandar Matković mit den Gästen.
 
* Die Beiträge von Silvia Federici und Aleksandar Matković werden auf Englisch gehalten und simultan übersetzt.


Informationen zu den Akteur*innen

  • Valeria Bruschi hat Philosophie studiert und ist seit 2008 in der politischen Bildungsarbeit zu den Themen rund um die Kritik der politischen Ökonomie tätig. Sie ist Mitautorin des Bildungsmaterials »Polylux Marx« und unterrichtet zudem in Berlin Deutsch für Migrant*innen und Asylbewerber*innen. Sie ist Mitherausgeberin des Buches „Das Klima des Kapitals. Gesellschaftliche Naturverhältnisse und Ökonomiekritik“ (2022).
  • Silvia Federici ist Wissenschaftlerin, Autorin und feministische Aktivistin. Zu ihren Veröffentlichungen zählen »Caliban und die Hexe« (8. Aufl., 2018), »Revolution at point zero. Hausarbeit, Reproduktion und feministischer Kampf« (2021), »Jenseits unserer Haut. Körper als umkämpfter Ort im Kapitalismus« (2020) und »Die Welt wieder verzaubern. Feminismus, Marxismus & Commons« (2019).
  • Ehrenfried Galander, Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Leipzig. Mitarbeiter und später Leiter der Editions- und Forschungsgruppe Marx-Engels-Gesamtausgabe² der Universität Halle. Bearbeitung von MEGA²-Bänden der II. und IV. Abteilung. Lehrstuhl für Politische Ökonomie. Langjährige Tätigkeit als Prokurist, Geschäftsführer und Direktor im Bankwesen, unter anderem verantwortlich für Agrarfinanzierungen.
  • Stefanie Hürtgen ist assoziierte Professorin für Geographie und Soziologie an der Universität Salzburg und assoziiertes Mitglied des Frankfurter Instituts für Sozialforschung. Sie forscht zu Globalisierung, Arbeit und Klasse. Letzte Veröffentlichungen: »Globalisierung und Feminisierung. Zur strukturellen Krise von Lohnarbeit im europäischen Raum«, in: »Geogaphica Helvetica« (2021), »Alltagssubjet, Nord-Süd und Globalisierung. Kritisches zur imperialen Lebensweise Teil 2, in: PROKLA 51 (2021), »Arbeit, Klasse und eigensinniges Alltagshandeln. Kritisches zur imperialen Lebensweise« (2020).
  • Aleksandar Matković ist Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftswissenschaften in Belgrad. Seine Hauptinteressen sind Marxismus, Imperialismus und die Kritik der politischen Ökonomie. Er promovierteam Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Ljubljana mit einerArbeit über die Debatten über die politische Ökonomie des Nationalsozialismus in der frühen FrankfurterSchule, für die er 2019 den "Civil Society Scholar Award" erhielt. In den Jahren 2018 und 2019 war er Gastwissenschaftler an der Humboldt-Universität in Berlin. Von 2014 bis 2020 arbeitete Aleksandar am Institut fürPhilosophie und Gesellschaftstheorie und war Koordinator des Regional Science Center in Novi Sad, Serbien.Er ist Leiter der Nichtregierungsorganisation Societal Action" und war in mehreren linken Studenten- und Arbeiterorganisationen in Serbien und auf dem Balkan aktiv. Er betreibt einen Blog namens Research & Alternatives.
  • Steffen Schorcht hat Medizintechnik und Biokybernetik an der TU Ilmenau studiert. Er ist als Vertreter des Ortsvereins Karutzhöhe e.V. seit fast 20 Jahre Verfahrensbeteiligter bei der Neufestsetzung des Wasserschutzgebietes Erkner-Neu Zittau, in dem die Tesla-Fabrik errichtet wird. Er ist Mitglied der Bürgerinitiative Grünheide, des NABU und der Grünen Liga sowie der gemeinsamen Arbeitsgruppe Tesla der Naturschutzverbände Brandenburgs.
  • Moritz Zeiler hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Veröffentlichungen unter anderem: »Materialistische Staatskritik. Eine Einführung« (2017) und zusammen mit associazione delle talpe »Staatsfragen. Einführungen in materialistische Staatskritik« (2009) sowie »Maulwurfsarbeit I–V« (2010–2020) herausgegeben. Er ist Mitherausgeber des Buches „Das Klima des Kapitals. Gesellschaftliche Naturverhältnisse und Ökonomiekritik“ (2022).

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Telefon: +49 331 8170432