3. März 2020 Diskussion/Vortrag Koloniale Amnesie

Zum Umgang mit der deutschen Kolonialvergangenheit

Information

Veranstaltungsort

Rechenzentrum Kunst- und Kreativhaus
Dortustraße 46
14467 Potsdam

Zeit

03.03.2020, 18:30 - 20:30 Uhr

Themenbereiche

Erinnerungspolitik / Antifaschismus

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Das Kaiserreich sicherte sich 1884 für drei Jahrzehnten als Kolonialmacht einen „Platz an der Sonne“. Der erste Weltkrieg beendete den Traum vom Empire, doch der deutsche Kolonialismus blieb nostalgisch verklärt. Während die deutschen „Schutztruppen“ im heutigen Namibia den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts verübten, dauerte es 110 Jahre, bis dieser Tatbestand von der deutschen Regierung offiziell eingeräumt wurde. Doch über den Umgang mit diesem und anderen Verbrechen wird bestenfalls verhandelt. Auch die Forderung nach der Rückführung von geraubten Kulturgütern hat bislang nur zu symbolischen Handlungen geführt. Die zögerliche Aufarbeitung ist auch einer Öffentlichkeit geschuldet, die in weiten Teilen ein Unrechtbewusstsein nicht erkennen lässt. Stattdessen fördern rechtspopulistische Tendenzen die Kolonialapologie und verharmlosen oder leugnen den Rassismus im deutschen Alltag. Allerdings zeigt sich derzeit auch eine gesteigerte öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema und vereinzelte Initiativen zeigen Ansätze einer Dekolonialisierung der Erinnerungskultur auf. Als ein Beispiel kann das stadtweite Berliner Kulturprojekt „Initiative für postkoloniales Erinnern in der Stadt“ genannt werden, welches durch das Land Berlin und die Kulturstiftung des Bundes finanziert und von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren realisiert wird.
Der Vortrag präsentiert eine kritische Bilanz und Bestandaufnahme kolonialer Amnesie und Überlegungen zu einer Dekolonisierung in Deutschland. Im Anschluss besteht Gelegenheit zur Diskussion und zum Austausch über aktuelle und notwendige Kämpfe um eine Dekolonialisierung der Potsdamer Stadtgeschichte.

Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Henning Melber / Moderation: Isabelle Vandre

Henning Melber ist Direktor emeritus der Dag Hammarskjöld Stiftung und ehem. Forschungsdirektor des Nordic Africa Institute und beiden Institutionen in Uppsala weiterhin verbunden, sowie Extraordinary Professor an den südafrikanischen Universitäten in Pretoria und des Freistaats in Bloemfontein. 2019 erschien der von ihm herausgegebene Sammelband „Deutschland und Afrika – Anatomie eines komplexen Verhältnisses“, der sich sowohl mit der offiziellen Afrikapolitik wie auch den zivilgesellschaftlichen Bemühungen um eine Bearbeitung des kolonialen Verhältnisses befasst. Zur Buchbesprechung im Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunk.de/henning-melber-hrsg-deutschland-und-afrika.1310.de.html?dram:article_id=470447

Isabelle Vandre ist MdL und Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. für Hochschul-, Wissenschafts- und Forschungspolitik, Kinder-, Jugend und Kulturpolitik, Wohnungs- und Mietenpolitik


Unter dem Titel "Koloniale Amnesie. Zum Umgang mit der deutschen Kolonialvergangenheit" ist im Jahr 2018 ein Papier von Reinhart Kößler und Henning Melber erschienen in der RLS-Reihe STANDPUNKTE (9/2018) erschienen, der hier nachzulesen ist.

 

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