Kapitalismus auf der Zielgeraden?

Die Diskussion über postkapitalistische Perspektiven begleitete die Ausstellung GOLD GELD LUXUS MENSCH, die noch bis zum 30. Juli im Potsdamer Kunsthaus „Sans Titre“ zu sehen ist. Durch die Idee, die Sammelausstellung durch eine politische Diskussion über die Zukunft des Kapitalismus zu begleiten, kam die Kooperation zwischen der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg, dem Kunstverein „Querkultur“ und dem Kunsthaus „Sans Titre“ zustande. Gemeinsam hatten wir den Schriftsteller und Politikwissenschaftler Raul Zelik eingeladen. Sein Vortrag über postkapitalistische Perspektiven, mit dem er an diesem Abend zur Diskussion anregte, basiert auf seinem Radioessay, der Ende Januar 2017 im Deutschlandfunk gesendet wurde.
Die Ausgangsthese, die Raul Zelik präsentierte, lautet: „Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit leben wir in einem echten Weltsystem: dem Kapitalismus.“ Somit würden auch die vielen Einzelkrisen durch den Motor Kapitalismus noch verschärft. So sei zum Beispiel das Elend in den Mega-Slums des globalen Südens nicht etwa als „vormodern“ oder „rückständig“ zu deuten, sondern als ein Produkt der kapitalistischen Moderne, in der die Produktionskapazitäten der Industriestaaten so groß sind, dass eine eigenständige Entwicklung vieler Länder des globalen Südens kaum möglich ist.
Ausgehend von seiner Ausgangsthese entwickelte Raul Zelik seine postkapitalistischen Perspektiven. Durch die Verknüpfung mehrerer Debatten wie der Frage nach dem Gemeineigentum, der „Care-Ethik“ als Moralphilosophie des Sorgens und dem aus Lateinamerika stammende Konzept des „buen vivir“ („guten Lebens“) sowie anhand vieler konkreter Beispiele gelebter Alternativen entwarf er die Konturen einer stärker an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichteten Lebensweise, in der sich Gutes nicht nur in Geldwerten bemisst. Raul Zeliks Thesen können ausführlicher in seinem Radio-Essay nachgehört oder nachgelesen werden:
www.raulzelik.net/kritik-literatur-alltag-theorie/490-postkapitalistische-perspektiven-essay-deutschlandfunk-februar-2017