Nachricht | Bildungspolitik Spielerisch lernen – von Anfang an

Frühkindliche Bildung in Brandenburg – Entwicklungsstand und Perspektiven

 Zu diesem wichtigen Thema veranstaltete die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg am 8. Dezember ihren 8. Bildungspolitischen Dialog. Gute frühkindliche Bildung ist deshalb von großer Bedeutung, weil in den ersten Lebensjahren bei Kindern die Grundlage für späteres erfolgreiches Lernen und damit für gute Entwicklung- und Teilhabechancen gelegt werden. Sie kann viel dazu beitragen, unterschiedliche Bedingungen des Aufwachsens auszugleichen und zu mehr Chancengleichheit beizutragen. Die Ausrichtung der pädagogischen Arbeit hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert.  Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem ganzheitlich verstandenen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag.

Vom ersten Lebenstag an sind Kinder neugierige, kompetente und eigenständige Entdecker der Welt, wobei jedes Kind anders lernt und individuell gefördert werden muss. Das stellt neue höhere Anforderungen sowohl an die ErzieherInnen als auch an die KitaleiterInnen. Auf der Veranstaltung standen die aktuellen und künftigen Herausforderungen an die Bildungsarbeit und die sich daraus ergebenden Herausforderungen an das Personal im Mittelpunkt der Diskussion. Die drei ReferentInnen brachten unterschiedliche Sichten in die Debatte ein: Gerrit Große, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Landtag Brandenburg und Vorsitzende des Bildungsausschusses des Landtages zog aus politischer Sicht eine differenzierte Bilanz der Kindertagesbetreuung in Brandenburg. Sie wies auf Geleistetes in den vergangenen Jahren wie die Erhöhung des Versorgungsgrades, die Verbesserung des Personalschlüssels und die gestiegenen Ausgaben des Landes für die Kinderbetreuung, aber auch noch zu lösende und von der rot-roten Koalition in Angriff genommene Vorhaben, wie den Einstieg in die Beitragsfreiheit oder die Leitungsfreistellung, hin. Die wissenschaftliche Sicht brachte Frauke Hildebrandt, Professorin im Fachbereich Sozialwesen an der Fachhochschule Potsdam, die im Bachelorstudiengang „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ lehrt, ein. Sie untersuchte, wie Kinder im Kita-Alter lernen, wie das Gehirn von Kindern im Unterschied zu dem Erwachsener funktioniert und welche Konsequenzen sich daraus für die Bildungsarbeit in der Kita ergeben. Für zentral hielt sie die PädagogInnen- Kind-Interaktion für eine gute Entwicklung. Neben vielen interessanten Beispielen gab sie Hinweise zur Gestaltung der Lernumgebung und erläuterte Lernmechanismen. Außerdem wies sie auf den gerade begonnenen Masterstudiengang zur Bildungsforschung hin, den die Fachhochschule in Kooperation mit der Universität Potsdam gestaltet.

Zu den praktischen Erfahrungen bei der Realisierung des Bildungsauftrages sprach René Klostermann, Quereinsteiger, Absolvent des ersten Jahrgangs des BA-Studiengangs „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ (2005-2008) und seit 2008 Leiter der Kita „Sonnenschein“ in Potsdam, in der 26 Frauen und 8 Männer arbeiten. Er bezog sich auf die Personalverordnung, die aus seiner Sicht maßgeschneiderte multiprofessionelle Teams ermögliche. Außerdem plädierte er für ein Nebeneinander von Fachschul- und akademischer Ausbildung. Die sich anschließende Podiumsdiskussion stand unter dem Motto „ErzieherIn – Beruf oder Berufung?“ Neben den drei oben genannten ReferentInen brachten Sabine Henze, stellvertretende GEW-Vorsitzende, ehemalige Kita-Leiterin und seit 2012 Personalratsvorsitzende, Tamara Singer, seit 1988 Leiterin der Kita „Kückennest“ in Kleinmachnow und Detlef Diskowski, ehemaliger Referatsleiter im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport ihre reichen, langjährigen Erfahrungen in der Kindertagesbetreuung ein. Es ging vor allem darum, was die Umsetzung des Bildungsauftrages für die Arbeit der ErzieherInnen bedeutet, welche Auswirkugnen diese neuen Aufgaben auf die Ausbildung der ErzieherInnen haben und wie der Bedarf an qualifizierten hochmotivierten ErzieherInnen gesichert werden kann. Einigkeit bestand darüber, dass der Kitabereich zwar auskömmlich finanziert werden muss, dass aber mit mehr Geld nicht alle Probleme gelöst würden. Außerdem sollte über eine angemessenere Entlohnung der ErzieherInnen nachgedacht werden. Angesichts ihrer verantwortungsvollen Arbeit hätten ErzieherInnen eine größere gesellschaftliche Wertschätzung verdient.